Sonntag, 12. Mai 2013

(Zum Fressen) Süss: Schwein Olivia




Gestern auf dem Crosstrainer. Bisschen vegane Muffins abtrainieren und so. Als Mittel der Zeitvertreibung war am ulkigen Fitnessgerät, auf dem man optisch irgendwie durch die Luft joggt, der Minifernseher gleich dabei.

Jedenfalls kam gerade das Guetnacht-Gschichtli im Schweizer Fernsehen. Schweinchen Olivia. Eine Schweine-Familie, die quasi ein Menschenleben führt. Mit Haus, Hauskatze, Restaurantbesuch und Schule. Dort lernt Töchterchen Olivia gerade, wie man für Mutter Erde Energie spart, Abfall trennt und Bäume pflanzt. Sehr süss alles. Positiv: Schweine werden ganz selbstverständlich als fühlende, denkende Wesen dargestellt, die in einer sozialen Struktur leben. Schöne und wichtige Message, speziell für Kinder. Nur wird das Geschichtchen nicht fertig erzählt.


Bild: SRF, Schweinemädchen Olivia (rechts) mit Brüderchen



Ein beliebtes Menu der Kleinen ist ja Schnipo. Schnitzel Pommes Frites. Nicht, dass man ihnen einen feinen Plausch nicht gönnen mag, aber unschönerweise ist das saftige Schnitzel halt aus einer zerschnittenen Olivia oder einem ihrer liebenswerten Geschwister entstanden. Müsste man hier nicht ehrlich sein mit den Kindern? Ihnen sagen, wie die Dinge wirklich sind? Damit meine ich nicht, dass man Kindern brutale Schlachthof-Szenen zeigen soll. Obwohl: Abschrecken würde es sicher. Aber die Tatsache, dass gerade eine solche „Massnahme“ intuitiv wohl von vielen als zu krass empfunden würde, heisst ja umgegekehrt: Was vielen Kindern als Lieblingsmenu anerzogen wird, hat einen derart schrecklichen Weg zum Teller hinter sich, dass die meisten Menschen weder sich selbst geschweige denn ihre Kindern dieser visuellen Belastung aussetzen möchten. Das geht doch nicht auf!

VeganerInnen zwingen ihren Kinder ihre Ernährungs- und Lebensweise auf. Höre ich dann und wann. Stimmt. Und zwar genau so weit, als dass es absolut normal ist, dass Eltern ihre Kinder so ernähren, wie sie es für gesund und sinnvoll halten. Genauso, wie sie in Erziehungsfragen nach ihren eigenen moralischen Massstäben handeln. Oder wie sie die Frage nach Familien- oder externer Betreuung für sich beantworten. Wie sie die gemeinsame Freizeit mit den Kindern gestalten. So, wie sie eben leben. Eltern drängen ihren Kindern natürlicherweise - wenn auch in unterschiedlichem Ausmass - immer ihre jeweilige Lebensform auf.

Mir graut es immer, wenn ich höre, dass kleine Kinder Fleisch und Co. "brauchen". Das sei notwendig und wichtig für ihre Gesundheit. Dabei sind ja in pflanzlichen Nahrungsmitteln sämtliche Nährstoffe enthalten. Hochwertiges Eiweiss in Hülsenfrüchten, kraftvolle Kohlenhydrate in Vollkorngetreide, Kalzium, Ballaststoffe, Vitamine und Enzyme in Gemüsen und Früchten, wichtige Fette in Nüssen und wertvollen Ölen. Einzig beim Vitamin B12 braucht's Nachhilfe, da der menschliche Körper dieses nicht ausreichend herstellen kann. Aber auch wer Fleisch- und Milchprodukte isst, kann oft an einem B12-Mangel leiden. Ausführliche Infos zum Thema gibt's hier. Persönlich: Nach einem Jahr vegan war mein B12-Wert immer noch im Normbereich, komplett ohne Nahrungsergänzungsmittel. Damit das auch so bleibt, gibt’s jetzt aber eine tägliche B12-Kautablette. 

Und nochmals zu den Kindern: Würde ich ein solch zartes Wesen mein eigen nennen, ich würde mich hüten, es mit der Energie von Tod, Angst, Schmerz und Demütigung zu sättigen. Denn jedes Tier, und sei es noch so bio, gibt sein Leben, seine Milch oder Eier nur durch eine ihm auferzwungene Situation, also einem Akt der Gewalt. Das kann aus meiner Sicht nicht gut sein für ein Kind. Auch nicht für Erwachsene.

Eine hochphilosophische Frage zum Schluss: Wie (oder: aus wem) ernährt wohl Schweinchen Olivias Familie ihre Katze?